Presse

Pressebericht BFR Heft 3/1995 (Berliner Fahrschul Rundschau)

„Rechter Außenspiegel

Während seit Jahren jeder Normalbürger davon überzeugt ist, daß ein rechter Außenspiegel nicht nur bei Kraftfahrzeugen mit geschlossenem Aufbau sondern auch am einfachen Pkw von Nutzen ist während seit Jahren die Industrie ihre Pkw serienmäßig mit solchen Spiegeln ausrüstet steht er in Fahrschulfahrzeugen dem Fahrzeuglenker, dem Fahrschüler also, meistens nicht zur Verfügung. Die Mehrzahl der Fahrlehrer verwendet auch heute noch diesen Spiegel für sich selbst und läßt den Fahrschüler nach rechts ausschließlich mit dem Innenspiegel und der, mitunter mehrfachen, Kopfwendung arbeiten. Der Berichterstatter bekennt freimütig, bis vor nicht all zu langer Zeit ebenfalls zu dieser Spezies von Fahrlehrern gehört zu haben. Zwei Umstände haben ihn veranlaßt, dies zu ändern. Erstens ist da die Erkenntnis zu nennen, daß der rechte Außenspiegel durch sich ändernde Verkehrssituationen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Als Beispiel sei auf den Sonderfahrstreifen besonders in ~Mittellage«, verwiesen, wie wir ihn am ausgeprägtesten am Kurfürstendamm antreffen. Rechtsabbiegen bedeutet hier häufig, im linken Fahrstreifen vor der Schleuse zum Rechtsabbiegestreifen anhalten und warten zu müssen, weil Verkehr auf dem Sonderfahrstreifen ein Überqueren unmöglich macht. Nicht selten wartet dicht hinter einem, ein Fahrzeug mit geschlossenem Aufbau, welches das Sichtfeld des Schulterblicks erheblich einschränkt. Schließlich ist zu jederzeit mit z. B. Taxen zu rechnen, die sich mit einer Geschwindigkeit von deutlich mehr als 50 km/h auf dem Sonderfahrstreifen nähern.

Aus dieser Situation kann nur ein rechter Außenspiegel heraushelfen, mit dessen Hilfe man an dem Hintermann vorbei, weit genug in den Sonderfahrstreifen hineinsehen kann. Beim normalen Fahrstreifenwechsel nach rechts ist man im Fluß, der Hintermann in der Regel nicht so dicht aufgefahren, der Geschwindigkeitsunterschied zu dem Verkehr im rechten Fahrstreifen nicht zu groß. Hier mag ein deutlicher Schulterblick noch ausreichend Sicherheit bieten. Ebenso im Falle des Rechtsabbiegens. Ist man erst einmal rechts eingeordnet, nähert sich der verbleibende Verkehr rechts von uns, auf einem Radweg zum Beispiel, nicht mit Geschwindigkeiten von 60 bis 70 km/h, wie in dem oben angeführten Beispiel.

Zweitens waren bislang die meisten angebotenen Lösungen für mich technisch alles andere als befriedigend. Die einen schienen mir das Sichtfeld nach vorn und zur Seite zu stark einzuschränken, die anderen deplaziert, die dritten zu umständlich in der Handhabung, besonders was Montage und Demontage angeht. Nunmehr ist eine für mich äußerst überzeugende Lösung auf dem Markt. Da sie nicht nur bei der Berliner Fahrschuldienst GmbH sondern auch anderenorts käuflich erworben werden kann, darf der Pressereferent des Verbandes dies so deutlich sagen ohne sich dem Verdacht auszusetzen, unterschwellig zu werben. Die Rede ist von dem neuen Fahrlehrer-Zusatzspiegel, der vom Kollegen Bergkessel mit Unterstützung des Fahrlehrer-Verbands Berlin e.V. in 3 Jahren zur Serienreife entwickelt wurde.

Der Spiegel ist angenehm klein. Er beeinträchtigt die Sicht auf das übrige Verkehrsgeschehen kaum. Die eigenwillige Form ist entstanden aus dem Bestreben, die Spiegelfläche einerseits möglichst klein zu halten, andererseits aber die einschlägigen Vorschriften, wie z. B. das Mindestdiagonalmaß, zu erfüllen. Der Spiegel ist meines Wissens der einzige, der mit EGE-Prüfzeichen ausgestattet ist. Er bietet, rechts angebracht, für den Fahrlehrer ein ausreichend großes Sichtfeld. Beim Golf III zum Beispiel ist es größer als das des Originalspiegels, da dieser für den Gebrauch durch den Fahrzeuglenker konstruiert und infolgedessen mit nur eingeschränkten Einstellmöglichkeiten für den Fahrlehrer ausgestattet ist. Die Verkleidung des Bildes hält sich dabei in Grenzen, ebenso wie die Vibrationen, auch bei Geschwindigkeiten von 130 km/h und mehr. Die Einstellung des Zusatzspiegels ist einfach vorzunehmen und, nach einiger Übung beim Montieren an immer derselben Stelle, auch von ausreichender Konstanz. Montage und Demontage sind tatsächlich verblüffend einfach. Vor dem Durchfahren einer Waschanlage oder beim längeren Parken ist der Spiegel mit wenigen Handgriffen in Sekundenschnelle abgenommen und danach wieder aufgesetzt.

Es sind Fälle berichtet, in denen Kollegen in der Vergangenheit dreimal innerhalb eines Vierteljahres neue Spiegel kaufen mußten, weil die jeweils montierten – obwohl fest angeschraubt entwendet wurden. Vandalismus? Diebesbanden? Oder gar Fahrlehrer, bei denen der Wunsch, Zusatzspiegel zu verwenden, größer ist als die Bereitschaft, einen solchen käuflich zu erwerben? Der Vorsitzende würde dies dann möglicherweise als Beweis für die wirtschaftlich schwierige Lage der Fahrschulen in Berlin interpretieren.
Wie dem auch sei das Befestigungspatent des Kollegen Bergkessel bereitet dem ein Ende, da ohne jegliche Mühen der Spiegel blitzschnell demontiert und ins Wageninnere getan werden kann.

Nachteile des besprochenen Spiegels lassen sich derzeit nur erahnen. Es mag möglich sein, daß unter Witterungseinflüssen nach längerer Zeit der Gummiriemen spröde und weniger elastisch wird. Es mag sein, daß der SchneIlverschluß des zweiten Riemens nach oftmaliger Demontage ausleiert. Nach dreimonatigem Gebrauch ist dies aber wohlgemerkt nicht einmal ansatzweise festzustellen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, wegen des geringen Spiegelumfangs und der einfachen Montage und nicht zuletzt wegen des im Vergleich geringen Preises gilt, dieser Spiegel ist sehr empfehlenswert.

Olaf Kobow“